Page 16 - Booklet
P. 16
Hildegard Herrmann-Schneider legte 2014 erstmals in deutscher Sprache eine seine sakrale Funktion als Begleitinstrument zur Liturgie akzentuiert (CD 1), andererseits
ausführliche Biographie Wörles und einen Werküberblick anhand von Primärquellen in klingt die Aura eines profanen Musizierbereichs an (CD 2). In abwechslungsreichen
Italien und Tirol vor, samt deren Verzeichnis, mit über 80 Abbildungen („‚Con mio onore e Kombinationen soll das reiche Klangspektrum der Orgel erlebbar werden.
reputazione – un organo maestoso‘. Johann Konrad Wörle aus Vils als Giovanni Corrado
Verlè und Meister der Orgelbaukunst in Rom“, in: In der Welt zuhause – in Vils daheim, hrsg. Die Orgel wurde bei der CD-Aufnahme gespielt wie vorgefunden, lediglich von Orgelbauer
v. Rupert Bader, Vils 2014, S. 101-208; als Separatum auch im Internet: www.musikland-tirol. und Restaurator Daniel Joseph Taccini (Rom) kurz vorher frisch gestimmt (a1 = 420
at). 2012 publizierte Florian Bassani „Beobachtungen zum sozio-kulturellen Umfeld eines Hertz, bei 22°C, mitteltönig). Zuletzt hatte 1980 Alfredo Piccinelli, Orgelbauer in Padua,
alpenländischen Orgelbauers im Rom des 18. Jahrhunderts“, worin er die Persönlichkeit das Instrument restauriert, bevor es um das Jahr 2000 noch einmal von anderer Hand
Wörles detailliert betrachtet, unter dem Aspekt von dessen Migration (in: Römische überholt wurde.
historische Mitteilungen 54 (2012), S. 247-377). In beiden Veröffentlichungen zusammen
finden sich ausführlich Fakten, Nachweise und Reflexionen zu Wörles Leben und Werk. Musikinstrumente waren früher durchwegs Gebrauchsgegenstände für den Alltag, damit
auch einem Wandel von Klangidealen und technischer Konstruktion unterworfen. Dies
Das Oratorio del Crocifisso zu Rom, der prachtvolle, kontinuierliche Standort von Wörles hatte Modernisierungen, Veränderungen entsprechend dem jeweiligen Zeitgeschmack
Meisterstück aus dem Jahr 1744, wird zum Beispiel von Paolo Mancini und Giuseppe zur Folge. Hiervon blieb auch die Wörle-Orgel im Oratorio del Corcifisso nicht ganz
Scarfone näher beschrieben: L’Oratorio del SS.mo Crocifisso (Rom: 2., aktualisierte Ausgabe verschont, doch überdauerte hier die wesentliche bauliche Grundsubstanz zu einem
o. J., 1. Auflage 1975). ungewöhnlich hohen Anteil. Dies erschien uns als hinreichende Rechtfertigung, den Klang
eines für den Vilser Orgelmacher tatsächlich repräsentativen Instruments akustisch und
Auf der website des Instituts für Tiroler Musikforschung (www.musikland-tirol.at) ist ein dauerhaft verfügbar zu dokumentieren, ihn zumindest erahnen zu lassen, so, wie eben
reich bebilderter Bericht von Quintilio Palozzi verfügbar: Roma. Oratorio del Crocifisso. gegenwärtig möglich. Zum einen wird das in diesem Positiv vor weit über zweieinhalb
Organo Johannes Conradus Verlè 1744. Relazione (2012/14). Jahrhunderten angelegte Klangideal Wörles noch immer genau beibehalten durch die
Tatsache des stets gleich gebliebenen Standorts, zum anderen ist der „authentische“
Klang eines Musikinstruments generell nur bedingt bzw. in einer mehr oder weniger
Zum Klangporträt der Wörle-Orgel großen Annäherung an diesen zu erzielen: zu viele variable Parameter sind daran beteiligt,
wie ein Musikinstrument in einem bestimmten Augenblick zur Geltung gelangt.
Für die weitgefasste klangliche Präsentation von Johann Konrad Wörles Orgelpositiv auf
vorliegender CD-Edition wurden Musikbeispiele ausgewählt, die das Instrument in seinem Das von uns ausgesuchte Repertoire könnte durchaus auf der einen oder anderen Wörle-
aktuellen Zustand eindrucksvoll und vielschichtig hörbar werden lassen. Einerseits wird Orgel erklungen sein. Besondere Berücksichtigung bei der Zusammenstellung erfuhren
14 15