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den feinsten Flügelspieler zu Rom […]. Allein die Wahrheit zu sagen, so habe ich in ganz Beweis zu stellen. Auf die Partimento-Sätze folgen eine Fuge und ein brillantes Capriccio,
Italien noch keinen großen Flügelspieler, noch irgend einen originalen Komponisten beides vom Komponisten ausgeschrieben.
für dieß Instrument gefunden. Es scheint, als wenn [Domenico] Alberti in jeder neuen
Flügelsonate ausgeschrieben oder nachgeahmet würde.“ (Charles Burney, Tagebuch einer Der musikalische Lehrmeister Andrea Basili wurde – wie Franzaroli – ebenfalls von
musikalischen Reise durch Frankreich und Italien […], Hamburg 1772, Reprint Kassel etc. Pier Leone Ghezzi porträtiert. Ghezzi stellte den Vierunddreißigjährigen dar auf einer
1959, Seite 216). Federzeichnung im März 1739: „Don Andrea Basili maestro di cappella e de’ragazzi“. Mit
strenger Miene erteilt er an einen Knaben und zwei Mädchen Singunterricht (Abb. bei
Andrea Basili (1705 Città della Pieve - 1777 Loreto) entstammt einer Musikerfamilie. Seine Rostirolla 2001, Nr. 200). Etwa um dieselbe Zeit dürfte Ghezzis Brustporträt von Basili
Ausbildung erhielt er in Rom bei Tommaso Bernardo Gaffi (ca. 1665 Rom - 1744 ebd.), einem entstanden sein (im Profil, Abb. bei Rostirolla 2001, Nr. 199). Die Bildlegende lautet: „Il
angesehenen Organisten, Komponisten und Musiktheoretiker. Bereits 1729 übernahm er signor don Andrea, bravissimo sonator di cembalo, e compositiore“ („Herr Andrea [Basili],
das Amt des Maestro di cappella am Dom zu Tivoli, kehrte jedoch bald nach Rom zurück. exzellenter Cembalist und Komponist“). Das Attribut „don“ weist darauf hin, dass Basili
Er wirkte als Organist und Posaunist an S. Maria in Aracoeli, wurde 1732 Ensemblemitglied auf dem Weg zum Priesterberuf die Niederen Weihen erhalten hatte. Er entschied sich in
des „Concerto di cornetti e tromboni di Campidoglio“ („Zinken- und Posaunenchor des der Folge jedoch anders, wurde ausschließlich Musiker und heiratete.
Kapitols“, laut Rostirolla 2001, Seite 375). Nachdem er 1739 der Cäcilien-Bruderschaft in
Rom beigetreten war, stellte er sich einem Wettbewerb um die Stelle des Kapellmeisters Domenico Zipoli (1688 Prato – 1726 Córdoba/Argentinien), musikalisch ausgebildet in Rom
an der ehrwürdigen Basilika S. Casa di Loreto. Er gewann ihn, übernahm die Aufgabe bei Alessandro Scarlatti (1708) und Bernardo Pasquini (1709), entschloss sich hingegen
1740 und erfüllte sie bis an sein Lebensende. Andrea Basili hinterließ ein umfangreiches nachträglich für die Laufbahn eines Geistlichen. Nachdem er in Rom 1710 Organist an
kompositorisches Œuvre an Sakralmusik, dazu Werke für Cembalo und Orgel. Als Autorität S. Maria in Trastevere und um 1715 an der prächtigen Jesuitenkirche Il Gesù (SS. Nome di
in Fragen des Kontrapunkts stand er auch im Briefwechsel mit Giovanni Battista Martini. Gesù, Rione Pigna) geworden war, reiste er, in der Absicht Missionar zu werden, 1716 über
Berühmt wurde er durch sein pädagogisches Kompendium Musica universale armonico- Spanien nach Argentinien. Er trat 1718 in den Jesuitenorden ein, studierte Theologie und
pratica dettata dall’istinto e dalla natura illuminata dai vari precetti armonici. Opera utile Philosophie. Wegen der Bischofsvakanz kam es nicht zur Priesterweihe. Zipoli entfaltete
per i studiosi di contrappunto e per i suonatori di grave cembalo, ed organo, esposta in aber auch in Argentinien eine reiche musikalische Tätigkeit, als Komponist, Organist,
ventoquattri Esercizi, Venedig 1776. Der Sammeldruck enthält 24 Esercizi (Übungsstücke). Pädagoge. Zipolis 1716 in Rom publizierter Sammeldruck Opus 1 Sonate d’Intavolatura
Das Stück Esercizio mit vier Sätzen in g-Moll besteht aus einer Scala (einer über eine Per Organo, E Cimbalo [!]. Parte prima. Toccata, Versi, Canzone, Offertorio, Elevazioni, Post
Oktave auf- und absteigenden Tonleiter, Umfang acht Takte) sowie einem Partimento Com[m]unio e Pastorale. Dedicate All’Ill[ustrissi]ma […] Sig[no]ra Maria Teresa Strozzi
(Umfang 38 Takte). Der ausführende Organist hat hier wieder in vollem Umfang sein satz- Principessa di Forano ließ ihm einen vortrefflichen Ruf als Komponisten von Musik für
und spieltechnisches Können einzubringen, dazu sein ästhetisches Empfinden unter Tasteninstrumente zuteilwerden.
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