Kollektion der Superlative

Älteste Instrumente und Unikate

Die Tenorviola Jonas Heringers (1595c-1679) aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts ist weltweit das älteste bekannte Instrument aus der berühmten Tradition des Füssener Lauten- und Geigenbaus, das sich erhalten hat. Nachdem auch an diesem Rarissimum geringfügige Veränderungen und Reparaturen vorgenommen wurden, haben wir im Jahr 2000 vor allem den Hals in seine ursprüngliche Dimension zurückbauen lassen. Zwischenzeitlich wurde das prachtvolle Instrument von Geigenbauern wiederholt als Modell benützt. Die Viola von Jonas Heringer gehört nunmehr nicht nur wegen ihrer historischen Bedeutung, sondern auch wegen ihrer optischen Schönheit zu den wertvollsten Instrumenten der Sammlung.

Jonas Heringer, Viola da braccio, Füssen um 1625 Inv.-Nr. 118

Füssen war im 16. Jahrhundert das bedeutendste Zentrum des Instrumentenbaus. Vor allem die Herstellung von Lauten sowie die Weiterentwicklung der verschiedenen Formen der Viola hatte von Füssener Instrumentbauern, die vorwiegend in Italien, aber auch in anderen europäischen Ländern ihre Werkstätten hatten, entscheidende Impulse erhalten.
Aus Füssener Tradition befinden sich in der Sammlung weitere bedeutende Zeugnisse, so als besonderes Glanzstück die Viola d'amore von Raphael Möst, deren Herstellung mit dem Jahr 1643 datiert ist und die somit weltweit das älteste Instrument dieser Gattung repräsentiert. Die Viola d'amore wird wie die Altviola an der Schulter gespielt. Ihren Namen hat sie vermutlich durch den eigenartigen süßen Nachhall, den die zusätzlich zu den Griffsaiten angebrachten frei schwingenden Aliquotsaiten erzeugen.

Raphael Möst,
Viola d'amore,
Füssen 1643
Inv.-Nr. 238
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Simon Gföller, Halbbass (Bassettl), Schwaz 1645
Inv.-Nr. 162
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Tiroler Maler, Gastmahl des Herodes, um 1580
(vermutlich Kopie eines 1516 entstandenen Bildes [unten 1516 datiert])
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Inv.-Nr. Gem 96
Die Hofmusiker des Königs Herodes spielen mit Posaune,
Platerspiel, Violone und Viola.
Dieses Tafelbild enthält die älteste
bekannte Darstellung eines Kontrabasses.

Türkenkopf des Halbbasses
von Simon Gföller

Hals, Wirbelkasten und Kopf
eines dreisaitigen Kontrabasses,
um 1700
Mohrenkopf, Gegenstück zum Mohrenkopf
am Kontrabass von Jakob Stainer.
Mohrenkopf geschnitzt in der Art
des Jakob Rauch in Innsbruck.
Erworben 1956 von der Pfarre Volders
Inv.-Nr. 183

Hals, Wirbelkasten und Löwenkopf
zu einem dreisaitigen Kontrabass,
um 1750
Inv.-Nr. 211

Ein wechselvolles Schicksal erlebte das einzige erhaltene Instrument von Christoph Klingler, der 1657 in Rattenberg geboren wurde. Bereits sein gleichnamiger Vater war dort als Geigenmacher tätig. Von ihm wird Christoph Klingler die erste Lehre erhalten haben. Seinen wirklichen Meister hat er nach nicht gesicherter Überlieferung aber in dem berühmten Jakob Stainer gefunden, der ihn um 1670 in seiner Werkstatt als "Lerner" und Gehilfen aufgenommen haben soll.
Die erhaltene Tenorviola ist mit "Rattenberg 1683" datiert. Sie wurde um 1800 als Violoncello umgebaut und anscheinend 1944 vom Wiener Geigenmacher Josef Krenn als Gamba restituiert, jedoch mit sieben Saiten. Das ursprüngliche Instrument hatte vermutlich, nach dem Halsansatz zu schließen, die für Gamben üblichen sechs Saiten. Die Umarbeiten dürften aber die Grundsubstanz des Instruments nur unwesentlich betroffen haben. Jedenfalls hat diese herrliche Tenorgambe alle Kennzeichen seiner Gattung in schönster Ausführung erhalten.

Christoph Klingler, Tenorgambe, Rattenberg 1683
Inv.-Nr. 248
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Diskantgambe, Tiroler Arbeit, um 1700
Neues Griffbrett, sonst vollständig im Originalzustand erhalten
1908 als Geschenk der Pfarre Zirl erworben
Inv.-Nr. 66
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Ein überaus bemerkenswerter Beitrag zum universellen Instrumentenbau ist auch die Mandoline des Innsbrucker "Lauten-Geigen- und Saitenmacher" Johann Georg Psenner (1747-nach 1798). Dieses 1775 entstandene Meisterinstrument gilt als die früheste erhaltene, außerhalb Italiens gebaute Mandoline und hat sich zudem im Originalzustand überliefert. Die Form entspricht dem neapolitanischen Typus, mit einem tiefbauchigen, birnenförmigen, aus schmalen Spänen zusammengesetzten Holzkorpus und einer nach unten abgeschrägten Holzdecke. Der Boden ist aus feinjährigem Hartholz, wahrscheinlich aus Eibe, der Lack von dunkelrotbrauner Farbe. Die Mandoline ist reich verziert, auch mit Einlagen in Perlmutter. Den Rand des Korpus bildet Elfenbein. Der Hals ist wiederum mit Elfenbein und mit Ebenholz belegt. Dreizehn größere und zehn kleinere Beinknöpfchen schmücken außen das etwas zurück geneigte Wirbelblatt. An acht unterständigen Wirbeln aus Buchsbaum sind vier zweifache Saitenchöre befestigt, die über einen niedrigen Steg zu den am unteren Außenrand des Korpus befestigten beinernen Saitenknöpfchen (Patronen) verlaufen. Zwischen dem Steg und dem mit Einlegearbeit verzierten, runden, offenen Schallloch sitzt ein in die Decke eingelegtes Schutzblatt aus verfärbtem Schildpatt, als Schutz gegen Kratzer durch das Plektrum (Spielblatt).
Johann Georg Psenner gehört zu den besten Instrumentenbauern Tirols. Er wurde 1747 in Innsbruck geboren und ererbte sein Talent von seinem aus Bozen stammenden Vater, der sich in Innsbruck als Lauten- und Geigenmacher niedergelassen hatte. Seine weitere Ausbildung erhielt er in Mittenwald, wo ihn der vorzügliche Geigenbauer Georg Klotz zu einem hervorragenden Instrumentenbauer heranbildete.

Johann Georg Psenner,
Mandoline, Innsbruck 1775
Inv.-Nr. 43
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H. Schell, Altblockflöte, Nürnberg, 18. Jahrhundert, Inv.-Nr. 135

Die einzige erhaltene bzw. bekannte Tenorblockflöte aus der berühmten Nürnberger Werkstatt H. Schells (1660-1732) befindet sich in der Instrumentensammlung des Ferdinandeums. Wie dieses Unikat in die Sammlung gelangte, ist nicht bekannt, jedenfalls wurde es schon vor 1917 erworben.